Wenn aus Langeweile Mut wird

Seit ich Miles an Ostern 2005 einschläfern lassen musste, wohnt ja Travis nun ganz alleine bei mir. Ich bin aber den ganzen Tag arbeiten, somit ist sie halt tagsüber immer komplett alleine. Ich hatte irgendwann ja gar nicht mehr drauf geachtet, die Türen zu schließen, wenn ich z. B. den Müll hinaus brachte, da sich ja sowie keine Katze traute, eine Pfote vor die Tür zu setzen. Doch dann, eines Tages im Juni 2005 war ich baff: Da steht doch Travis mit zitterndem Schwanz im Hof und schaut mir zu, was ich da an den Müllereimern mache. Ich lobte sie natürlich direkt, erledigte meine Arbeit draußen und ging wieder rein. Schwupp war sie auch wieder in der Wohnung. So ging das ca. 1 Monat lang, dass sie sich immerhin bis zu den Müllereimern traute, aber immer nur solange, wie ich auch draußen war. Da ich nun den Platz da nicht wirklich gemütlich zum Verweilen finde, dachte ich, ok, läufst mal nach hinten in den Garten. Travis blieb verzweifelt vorne stehen und wollte schon wieder in die Wohnung laufen. Da ging ich wieder vor und nahm sie auf den Arm und trug sie ein Stück in Richtung Garten. Doch dann öffnete sich die Haustür unserer Nachbarn. Das war zuviel für sie. Sie sprang von meinem Arm und rannte wie der Blitz in die Wohnung zurück. Ich wusste gar nicht, dass mein kleines Dickerchen so schnell rennen konnte! ;-)

 

Ich ließ sie dann in Ruhe und trug sie nicht mehr. Ich dachte, ich muss ihr nur Zeit geben, was ich dann auch tat. An einem Sonntag, als der Rest meiner Family ausgeflogen war, ging ich nach draußen, setzte mich in den Garten und ließ alle Türen offen stehen. Es dauerte ca. 15 Minuten, dann stand Travis vor der Haustür und miaute. Ich rief sie, sie entdeckte mich und wurde dann mächtig mutig: Sie kam langsam und alles prüfend abschnüffelnd zu mir nach hinten in den Garten. Als sie dann das erste Mal in ihrem Leben auf Gras lief, schaute sie sehr verwundert zu mir hoch. Doch sie hatte schnell Gefallen daran gefunden. Dann untersuchte sie alles ganz genau im Garten. Wenn ich sie nicht mehr sah, dann rief ich sie und dann antwortete sie mir mit einem Miau. Das war zu süß! Doch dann kam wieder von irgendwo her ein Geräusch, welches sie erschreckte und somit rannte sie wieder im Sauseschritt zurück in die Wohnung. Aber immerhin: dieses Mal hatte sie es bis in den Garten geschafft und war auch ca. 30 Minuten dort geblieben.

 

Einmal gegen Abend – wir waren wieder alleine im Garten – entdeckte sie einen kleinen Durchgang zum Nachbargarten. Schwupp war sie natürlich durchgeschlüpft. Drüben angekommen, war es ihr dann doch unheimlich und sie fing an zu jammern. Unsere Grundstücke sind durch einen Maschendrahtzaun getrennt, so dass sie mich ja sah, aber nicht zu mir konnte. Sie war verzweifelt. Ich lief dann ein Stück den Zaun entlang um ihr zu zeigen, wo sie wieder rüber konnte. Aber sie fand das Schlupfloch nicht. Ihr Jammern wurde immer lauter. Also lief ich nach vorne um aus unserem Hof rauszulaufen und beim Nachbarn reinzulaufen. Dann kam unser Nachbar aus seinem Haus. Er meinte: Na, was machst du hier? Ich sagte ihm, dass ich meine „verlorene“ Katze wieder holen wollte. Er meinte, das würde ich ja wohl nie hinbekommen. Ich antwortete darauf nur: Wetten?! ;-)) Als Travis den Nachbarn erblickte war die Panik natürlich perfekt. Ich ging zu ihr hin, nahm sie auf den Arm und lief wieder nach vorne. Mein Nachbar war perplex. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Ich trug sie dann rüber in unseren Hof und ließ sie wieder runter. Sie rannte – na wohin wohl? Genau, natürlich schnurstracks ab in die Wohnung.

 

Diese Lektion hatte sie gelernt. Seit dem bleibt sie nur noch auf unserem Grundstück. Allerdings – falls zu viele Leute im Garten sind, kommt sie nicht nach draußen, die kleine Schissbuchse ;-) Aber total niedlich finde ich ja, dass wenn wir draußen sind und es dann langsam dunkel wird und ich wieder rein gehe und sie dann rufe mit den Worten: Travis komm, wir gehen wieder rein! Kommt sie angesaust und läuft wie ein Hündchen neben mir her. Sie hört total auf das was ich ihr sage! Da soll noch einmal einer sagen, Katzen würden keine Menschen-Sprache verstehen!