Deutschland im Quadrat

Es war einmal….

eine Firma, die Deutschland nicht nach Postleitzahlen oder Bundesländern einteilte, sondern kurzerhand über eine große Deutschlandkarte Quadrate von ca. 10 x 10 cm legte und so die Verkaufsgebiete für seinen Außendienst festlegte. Jedes Quadrat war dann mit einer Nummer versehen.

 

Dies bedeutete für den Außendienstler, dass er z. B. die Quadrate 9, 13, 10, und 14 zu betreuen hatte. Wenn dann ein Ingenieurbüro im Nachbarort lag, durfte er da nicht hin, sondern sein Kollege musste dieses dann betreuen. Aber ok. Irgendwo muss ja auch mal Schluss sein. Ist ja bei den Bundesländern oder bei den Postleitzahlen nicht anders.

 

Umständlich wurde es dann erst für meine Kollegin und mich. Unser Geschäftsführer hatte sich in den Kopf gesetzt, ganz Deutschland ganz strukturiert mit ganz aussagekräftigen Mailings zu überschütten, damit jedes deutsche Ingenieur-/Architekturbüro schon mal unseren Firmen-Namen kannte. Ist ja auch eine gute Idee. In der 1. Woche sollten wir alle Büros im Quadrat Nr. 1 anschreiben, in der 2. Woche alle im Quadrat Nr. 2 und so weiter. Soviel zur Theorie. In der Praxis sah es dann so aus, dass wir uns von ganz Deutschland ein Verzeichnis der vorhandenen Ingenieur-/Architekturbüros besorgten. Jou, dieses Verzeichnis war dann natürlich zunächst nach dem Bundesland und dann nach der Postleitzahl sortiert. Wir standen dann jede Woche zunächst stundenlang vor der Karte um herauszufinden, ob sich dieses Büro noch im Quadrat 1 oder bereits im Quadrat 2 usw. befindet. Ein Fehler durfte uns dabei keinesfalls unterlaufen, da er ja in der Woche, in der die Briefe für das Quadrat 2 verschickt wurden, die Büros vom Quadrat 1 anrief. Und es wäre ja peinlich, wenn die Unterlagen noch gar nicht dort waren… Das war eine harte Zeit. Wir tippten vormittags immer wie wild die Adressen von dem Buch ab, welches es in keiner elektronischen Form gab, erstellten dann die Mischbriefe und hatten gerade mal noch ca. 3 Stunden Zeit, um alle Aufträge und – so gesehen – unsere eigentlichen Aufgaben zu erledigen. Die ganze Aktion nahm 1 ½ Jahre in Anspruch. Denn das Quadrat, in dem z. B. Berlin oder Frankfurt war, schafften wir gar nicht in einer Woche. Der Begriff „Deutschland im Quadrat“ wurde während dieser Zeit zu einem Synonym für alles Blödsinnige. Denn die Mailing-Aktion kostete einen Haufen Geld und brachte so gut wie nichts ein.