Miles und Travis und die Laus und der Floh

Miles, den kleinen schwarzen Kater, bekam ich, als er gerade mal 6 Wochen alt war. Viel zu früh! Doch die Frau, die sich um die Katzenmama und ihre Babys kümmerte, kam ins Krankenhaus und so war guter Rat teuer. Die Kittens wurden also viel zu früh von der Mutter weggenommen und an die zukünftigen Besitzer verteilt.

 

Nachdem die ersten Berührungsschwierigkeiten zwischen Miles und Travis beigelegt waren kümmerte sich Travis richtig mütterlich um den kleinen Miles. Somit waren die beiden ständig zusammen, lagen zusammengerollt wie in einer Heringsdose auf meinem Bett, spielten zusammen und sie (Travis)  brachte ihm (Miles) bei, das Katzenklo zu benutzen usw. Das war schon süß.

 

Zu dieser Zeit war es Sommer und ich hatte somit meist kurze Hosen an und lief barfuß durch die Wohnung. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich gegen meine Katzen wohl langsam allergisch werden würde, da mich meine Beine ständig juckten, aber immer nur, wenn ich in meiner Wohnung war. Irgendwann fiel mir dann auf meinem Blockhaus, auf welchem Miles auch des Öfteren lag und döste, lauter kleine Teilchen waren. Ich definierte dies zunächst als Schuppen – ich war ja halt völlig unbedarft und dachte an nichts Schlimmes. Doch eines Morgens war mir mit einem Schlag alles klar! Ich hatte eine kleine Laus- und Flohzucht in meiner Wohnung! Denn als ich mich an diesem Morgen in meinem Bett aufsetzte und mit noch ziemlich verschlafenen Augen in mein Wohnzimmer auf den Teppich blickte, auf den die Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen, sprangen die kleine Ekelpakete munter auf und ab.

 

Das war erst einmal ein Schock für mich. Aber da war mir dann schlagartig klar, dass ich nicht allergisch gegen meine Katzen wurde, sondern dass dies vielmehr diese Tierchen auslösten, dass es mich an meinen Beinen immer juckte. Und das die kleinen weißen „Schuppen“ keine Schuppen waren sondern Eier!!!!

 

Nun gut, ich packte die beiden natürlich schnellstens in den Transportkorb und fuhr mit ihnen zum Tierarzt. Dieser bestätigte natürlich meine Vermutung und gab mir einen Spezialkamm und ein Puder mit. Zunächst sollte ich die beiden einpudern und dann mit dem Kamm die dann verendeten Tiere von ihren Körpern kämmen. Und das sollte ich solange wiederholen, bis keine Tierchen mehr an ihnen waren. Den Teppich sollte ich gründlich saugen. Das alles klang recht Erfolg versprechend. Ich also wieder heim mit der neuen „Anti-Krabbel-Ausrüstung“ im Gepäck. Ich packte zunächst Miles, ging mit ihm ins Bad und puderte ihn ein. Das fand er herrlich. Er reckte und streckte sich und drehte sich bereitwillig auf alle Seiten. Das anschließende Kämmen fand er noch viel schöner. Somit war die Erstbehandlung bei Miles ein voller Erfolg. Dann nahm ich Travis mit ins Bad. Sie bekam natürlich direkt die Krise als ich anfing, sie einzupudern. Als ich sie dann auch noch kämmen wollte, kündigte sie mir kurzfristig die Freundschaft und krallte und biss, was sie nur konnte. Aber es half ja halt alles nichts. Ich zog mich dann also um, lange Klamotten und Lederhandschuhe! Jou, so konnte ich dann einen mäßigen Erfolg bei ihrer Erstbehandlung verzeichnen.

 

Abends wiederholte ich dann die Tortur. Miles war wie bereits am Vormittag begeistert und bei Travis spielte sich wieder das gleiche Drama ab. So kämpfte ich nun einige Tage mit Travis bis eines Tages Miles sah, wie sich Travis bei der Behandlung anstellte. Und von diesem Moment an hatte ich zwei streikende Katzen, die sich partout nicht einpudern, geschweige denn, sich kämmen lassen wollten.

 

Ich war dann langsam auch ziemlich am Ende mit meinem Latein. Denn die beiden hielten sich ja überall in meiner Wohnung auf! Auf den Regalen, in meinem Bett, in meinem Kleiderschrank – einfach überall und überall waren ja halt noch hier eine Laus und da ein Floh… ich wurde der ganzen Sache einfach nicht Herr. Auf Rückfrage bei meinem Arzt teilte dieser mir mit, dass es noch ein Spray gäbe, den ich versuchen könnte. Ich probierte es natürlich aus, dachte mir aber bereits von vorne herein, dass dies wahrscheinlich auf noch größere Abwehr stoßen würde, womit ich leider auch Recht behielt.

 

Somit fuhr ich zu einem Tierbedarfsladen um die Ecke und schaute mich dort mal um. Hier standen jede Menge biologische Mittelchen gegen die Tierchen rum. Aber da hatte ich kein Vertrauen mehr rein und außerdem hatte ich die Schnauze mittlerweile gestrichen voll und den ungewollten Mitbewohnern. Somit entschied ich mich für die Chemiekeule. Ich kaufte 3 Flaschen davon und fuhr wieder nach Hause. Dann schnappte ich mir eine Katze nach der anderen und unterzog sie der ungeliebten Puderbehandlung. Dann reinigte ich äußert peinlich genau die Küche, da dort kein Teppich sondern Fliesen lagen und öffnete das Fenster. Dort sperrte ich dann meine beiden Katzen ein und klebte den unteren Türschlitz mit Klebeband zu. Dann widmete ich mich dem Bad, auch dieses wurde gründlich gereinigt. Dann nahm ich die erste Flasche der Chemiekeule. Man sollte alle Fenster geschlossen halten und einen Atemschutz tragen. Also verrammelte ich alles und band mir ein dickes Halstuch vor Nase und Mund. Der Verbrecher war perfekt. Dann sprühte ich meine komplette Wohnung von oben bis unten – jeden Zentimeter – mit dem Zeug ein. Anschließend verließ ich die Wohnung für 3 Stunden, da es 3 Stunden bei geschlossenen Fenstern wirken sollte. Ich ging in die Kneipe nebenan und wartete…

 

Nach 3 Stunden kehrte ich dann – wieder mit dem provisorischen Atemschutz „bewaffnet“ - in meine Wohnung zurück. Es stank fürchterlich. Somit öffnete ich erst einmal alle Fenster, damit frische Luft herein kommen konnte. Dann fing ich mit der Generalreinigung an. Ich wusch alles – wirklich alles - ab. Meinen kompletten Kleiderschrankinhalt stopfte ich nacheinander in die Waschmaschine, mein Bett wurde gründlich gereinigt. Die ganze Putz-Aktion dauerte 3 Tage. Doch dann war Ruhe. Kein Floh und keine Laus hatten diese Chemiekeule überlebt. Und die zwei, die jeweils noch auf Travis und Miles wohnten, wurden durch eine letzte Puderbehandlung ins Jenseits befördert.

 

Seitdem hatte ich keine ungewollten Mitbewohner mehr. Logisch, meine beiden waren ja auch reine Etagentiger und gingen nie nach draußen. Und die Antwort auf die Frage, woher denn die ersten kamen, bevor sie sich bei mir so zahlreich vermehrten, lag auf der Hand: Ich hatte Miles ja erst bekommen und seine ersten 6 Lebenswochen verbrachte er auf einem Hof am Waldrand.